In den letzten Wochen haben meine Beine mich weit getragen. Ich trainiere intensiver und mein 12-Wochen-Trainingsplan vor dem Lauf ist schon fast aufgebraucht. Aber seit ich heute früh die Treppe heruntergestiegen bin, spüre ich ein leichtes Ziehen im rechten Knie.
Seltsam … das hatte ich noch nie und die Einheit vom Freitag war auch nicht besonders intensiv. Klar gab es hier und da ein paar Sprünge oder Anstiege, die mehr Kraft gekostet haben, als die Pfade und Wege, die ich sonst in meinem Training laufe. Dass ich es aber Tage danach im Knie merke, kommt mir seltsam vor.
Ist das vielleicht ein Zeichen, dass ich es heute lassen sollte? Braucht mein Körper eine Pause und kommuniziert das über die Knie? Oder werde ich älter!? So ein Mist … diese Woche fehlen mir noch einige Kilometer! Also nicht gerade das richtige, um an einem Sonntag auf das Training zu verzichten.
Erst recht, an einem Sonntag mit meinem Lieblingswetter. An Tagen mit leichtem Dauerregen könnte ich mir nichts Besseres vorstellen, als mit meinen Laufschuhen ein paar Spuren auf dem nassen Pfad zu hinterlassen. Und als Belohnung sagt meine Uhr anschliessend: Du hast Dein Ziel heute erreicht!
Was für eine tolle Message – besonders, wenn man diese sonntags um 13:00 Uhr liest!?
Nachdem ich meinen inneren Schweinehund besiegt habe, schnüre ich meine Asics zu und begebe mich mit leichter Kleidung vor die Tür. Erst einmal mache ich ein paar Dehnübungen. Zugegeben, der (heute) leise Schweinehund hat nicht besonders laut gebellt – und vermutlich wusste er auch, dass er noch so laut knurren und bellen kann, heute wird er trotzdem vor die Tür geschleppt!
Beim Aufwärmen merke ich meine Einheit vom Freitagabend noch ein wenig in den Beinen. Ideal? Nein … sicher nicht! Aber wenn man das Training innert zwei Monaten von 2 Einheiten pro Woche auf zum Teil 4 erhöht, ist es kaum umgänglich, immer noch etwas von der letzten Einheit zu spüren. Und in der Regel ist das nicht weiter schlimm, denn mit der richtigen Einstellung ist das beste Mittel gegen Muskelkater nicht zwingend Entspannung. Sondern bewegen, mobilisieren … oder eine nächste Einheit.
Das Knie macht sich auch jetzt wieder bemerkbar. Zwar ist es nicht ein Schmerz, aber auch nicht nichts! Ich nehme mir vor, es langsam angehen zu lassen – Einerseits will ich nicht auf die Einheit verzichten, aber weniger als alles andere will ich mich verletzen oder den Zustand in meinem Knie verschlechtern.
Also beschliesse ich, meine Beine heute nicht zu stark zu belasten und die Runde so anzupassen, dass ich jederzeit innerhalb von ein paar Kilometern nach Hause laufen kann. Ausserdem nehme ich mir vor, ab jetzt noch besser auf meinen Körper zu hören und danach zu handeln. Schliesslich brauche ich meine Beine in einem Top-Zustand, wenn ich den geplanten 30K Trail in vier Wochen schaffen will!
Ich greife nach meiner Flasche und laufe los …
Schon nach wenigen hundert Metern ist das Ziehen im Knie verschwunden – einmal mehr drehe ich eine lange und einsame Runde. Es gibt nur nasse Wege, Strassen, Pfade, mein Lieblings-Podcast und mich. Alles, was ich an einem Sonntag brauche, um meine Gedanken zu ordnen, die nötige Bewegung zu erhalten und um an meinen Trainingszielen dranzubleiben.
Und was ist aus dem Ziehen im Knie geworden? Ich habe keine Antwort darauf! Vermutlich wollte mir meine Psyche einen Streich spielen oder testen, wie stark mein Wille wirklich ist!?
Fair enough … das kann man ja mal versuchen!? 😉