Nico, der Kurier (Teil 2)

Nico, der Kurier 2 -LostOnTrails

Das ist der 2. Teil von Der Kurier. Falls Du den ersten Teil noch nicht gelesen hast, findest Du diesen hier: Der Kurier (1. Teil)

Nico sagte mit kräftiger Stimme: “Stop!” und er wartete die Reaktion der Jungs ab. Zu Nico’s rechten waren Sträucher und Büsche. Links der Eingang zum letzten Mehrfamilienhaus in der Strasse. Der kleine Pflasterweg, auf dem er stand, war schmal genug, damit niemand an ihm vorbeikommen würde. Und wenn sie umdrehen und zu fliehen versuchten, würde er sie problemlos einholen. Zwar wird er nicht alle von ihnen erwischen, aber mit ein wenig Glück zwei oder drei. Die Jugendlichen sahen aus, als wären sie irgendwo zwischen 10- und 15-jährig. Sie sahen ein wenig verwirrt aus und einer von ihnen hatte schon fast Tränen in den Augen. Offensichtlich hatten sie nicht mit einer Begegnung wie dieser gerechnet.

Dann geschah etwas Unerwartetes. Aus dem Eingang des Wohnblocks trat eine junge Frau auf dem Weg. Sie war sportlich gekleidet und sah aus, als würde sie direkt aus dem Gym kommen. Als sie bemerkte, dass sie direkt zwischen ihm und der Gruppe Kids stand, blickte sie von den Jugendlichen zu Nico und wieder zurück. Dann entfernte sie ihre Ear-buds und schaute erneut von der Gruppe zu ihm. Nico dachte sich, “lauf einfach weiter”. Aber das tat sie nicht. Im Gegenteil, sie stellte sich genau zwischen die beiden Parteien und fragte, was genau ist hier los. Nico spürte, wie ihm eine Schweissperle über die Stirn lief. Er sagte langsam: “Die Jungs haben ein paar Pakete, die ihnen nicht gehören!”

Dann richtet sie sich gegen ihn und fragt mit ruhiger Stimme: “Und wer sind sie, um das zu beurteilen?”. Was für eine Frage? Aber er sagte freundlich: “Mein Name ist Nico. Ich bin zuständig dafür, dass diese Pakete ausgetragen werden. Und da regelmässig Pakete fehlen, bin ich hier, um zu sehen, wo diese landen.” Sie mustert ihn nochmal und antwortet dann mit: “Ok”.

Jetzt richtet sie sich an die Jungs und spricht mit ihnen auf Spanisch. Es ist klar zu sehen, dass sie die Jungs kennt und dass auch diese sie kennen. Nach kurzem Hin und Her, legen die Kids sämtliche Pakete neben ihr auf den Boden. Dann machten sie sich aus dem Staub. Sie traten durch eine Lücke in der Hecke. Nico protestierte: “Moment, nicht so schnell.” Aber es war zu spät, ein paar von ihnen waren schon durch die Hecke getreten.

Als er die Frau erreichte, um die Kids vom Gehen aufzuhalten, sagte sie; “Lassen Sie sie gehen… ich erkläre es ihnen gleich.” Nico war verblüfft. Was erlaubte sie sich, die Gruppe einfach ziehen zu lassen. Seit Wochen fehlen Pakete und vermutlich wurden diese immer durch die gleiche Bande entfernt. Die Kosten, welche bei seiner Firma entstanden waren, befanden sich bereits im fünfstelligen Bereich. Und ganz zu schweigen davon, dass er schon einen seiner Mitarbeiter unschuldig vor die Tür stellen wollte. Was geht hier ab – steckt sie da etwa mit drin? Wobei, das traut er ihr nicht zu… Dazu sieht sie zu ehrlich aus. Als die Kids weggetreten waren, sagt sie mir ruhiger Stimme: “Mein Name ist Laura, aber die meisten nennen mich nur Lau. Lass uns die Pakete zurück zu deinem Wagen bringen. Wo stehst du?”

Nico war immer noch sauer, aber seine Wut galt nicht ihr. Er erklärte ihr, wo der Lieferwagen seines Kollegen stand und sie machten sich mit den Paketen auf den Weg, um diese zurückzubringen. Auf dem Weg erklärte sie ihm, dass sie ihm gleich erklären wird was hier vor sich geht. “Aber nicht hier! Hier gibt es zu viele Ohren.” sagte sie. Sie erklärte ihm, dass sie gerade auf dem Weg war, eine Runde laufen zu gehen und sie bat ihn, ihm zu folgen. Dann fragte sie ihn nach seiner Nummer. Nico war so verblüfft ab dieser Frage, dass er nicht wusste, ob das ein Witz war, oder ob sie es ernst meinte! Sie sah offenbar seine Reaktion und erklärte mit einem Lächeln: “Keine Sorge, ich wollte nur meinen Standort teilen, damit wir es woanders besprechen können. Aber ich kann Dir auch erklären und wir treffen uns in 15 Minuten da.” “Nein, kein Problem.” sagte er und diktierte ihr seine Nummer.

Als sie beim Lieferwagen ankamen, trafen sie auf seinen völlig verblüfften Kollegen. “Nico… Was machst du denn hier?” Fragte dieser mit erschrockenem Gesicht. Als er aber sah, dass die beiden einige Pakete mit sich trugen, half er ihnen, diese im Lieferwagen zu verstauen. Nico wollte von ihm wissen, wie die Kids daran gekommen waren. Als er mit seiner Erklärung fertig war, sagte Laura: “Das kannst du hier nicht machen! Wenn du dein Wagen für Minuten alleine lässt, musst du ihn auch abschliessen!” Er war ganz verblüfft und fragte sie, wer sie sei.

Lau erklärte ihm, wie die Siedlung in den letzten 8-10 Jahren entstand und was hinter der Hecke für ein Gebiet ist. Dann war er sprachlos. Sowohl bei Nico, als auch bei seinem Kollegen schien es geklickt zu haben. Und nun war auch klar, wo die ganzen Pakete in den letzten Wochen gelandet waren. Laura teilte mit Nico ihren GPS-Standort und verabschiedete sich dann von ihnen. An Nico gewandt sagte sie: “Wenn du in diese Richtung weiterläufst, gelangst du hinter den Wohnblocks an den Waldrand. Folge einfach meinem GPS und wir treffen uns auf dem Waldspielplatz neben der Seilbahn.” Dann setzte sie ihre Kapuze auf, drehte sich um und lief davon.

Nach einer kurzen Besprechung mit Marco, seinem Kurier, machte auch Nico sich auf den Weg. Er folgte dem GPS Signal von Lau und war gespannt, was er gleich erfahren würde. 12 Minuten später trafen sie sich wie besprochen bei der Seilbahn. Sie bat ihn ein paar Schritte zu gehen, bevor sie mit ihrer Erklärung begann. Laura erzählte ihm, dass sie einen Auftrag hat und in verschiedenen Fällen ermittelt, die alle an der gleichen Stelle zusammen führten. Und zwar in der Siedlung hinter der Hecke. Nico war verblüfft als er hörte, was da alles ablief. Zwar verriet sie ihm keine Details, aber ihm war schnell klar, dass sie ihm keine Märchen auftischte. Dann wollte er wissen, warum sie die Jungs einfach ziehen liess.

Sie erklärte ihm kurz und knapp, dass all die Jungs, die heute dabei waren, unter 16-jährig waren. Egal was er tun würde, er würde sie für nichts belangen können. Und das, hat leider System. Denn die meisten der Fälle, die sie behandelt, seien genau gleich strukturiert. Es gab immer eine Komponente, die genau so eingefädelt war, dass man gesetzlich nichts dagegen unternehmen kann. Und was noch dazu komme, die die wirklich dahinterstehen sind einflussreich und sehr gut vernetzt.

Sie erzählte Nico noch weitere Einzelheiten, die immer wieder ins Leere führten. Dann wurde ihre Unterhaltung abrupt von lautem Bellen unterbrochen. Die Geräusche näherten sich von mehreren Seiten. Egal, was da auf sie zukam, es hörte sich bedrohlich an. Schnell kam Hektik bei Ihnen auf. Das Bellen stammte eindeutig von mehreren Hunden. Und es war mit Sicherheit keine Hundeschule. Sie sahen sich an. Beiden war schlagartig klar, dass sie die Flucht ergreifen mussten…

To be continued! 😉

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